Rothaarbahn: Bleibt das Holz auf der Schiene?

In den letzen Monaten wurde der Gleisanschluss des Erndtebrücker Eisenwerks erweitert. Im August soll die Anbindung des Anschlussgleises an die Rothaarbahn so umgebaut werden, dass der werktägliche Güterzug von Kreuztal direkt in den Gleisanschluss einfahren kann, ohne dass zuvor im Bahnhof Erndtebrück umgesetzt werden muss. Ebenso ist dann eine direkte Ausfahrt aus dem Werk nach Kreuztal möglich. Der Arbeitskreis Schienenverkehr Südwestfalen begrüßt die umfangreichen Investitionen von EEW zur Optimierung der Schienenanbindung, da so die Bedienung kostengünstiger erfolgen kann und zusätzliche Kapazitäten für die Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene geschaffen werden. Bei der bisher praktizierten Abwicklung des Güterverkehrs über den Bahnhof Erndtebrück wird auch das dortige Freiladegleis bedient, über das pro Jahr mehr als 20.000 Tonnen Holz auf die Bahn verladen und als Einzelwagen oder in Wagengruppen abgefahren werden. Der Arbeitskreis befürchtet, dass mit der Neuordnung der Bahntransporte für EEW die Holzverladung am Bahnhof Erndtebrück eingestellt wird, da dieser dann möglicherweise planmäßig nicht mehr angefahren wird. Infolgedessen würde der Schwerlastverkehr auf den Straßen in Wittgenstein deutlich zunehmen. Zudem würde die alternativ denkbare Holzverladung in Kreuztal oder Siegen-Eintracht für die heimische Forstwirtschaft eine zusätzliche Kostenbelastung bedeuten und ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Der Arbeitskreis fordert die Deutsche Bahn und die Siegener Kreisbahn daher auf, die waldnahe Holzverladung im Bahnhof Erndtebrück auch künftig zu gewährleisten. Möglicherweise stellt eine dreimalige, bedarfsweise Bedienung pro Woche, wie sie auch bei anderen Tarifpunkten angeboten wird, einen tragfähigen Kompromiss dar, der sowohl den betrieblichen Belangen der Bahnunternehmen als auch den Interessen der Forstwirtschaft angemessen Rechnung trägt.

Bus oder Bahn, wie gut ist der ÖPNV im obern Lahntal auf solche Winter eingestellt ?

Der Arbeitskreis Schienenverkehr Südwestfalen und die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Schienenverkehrs im Raum Marburg (AFS) möchte angesichts der Winterlich bedingten schwierigen Verkehrsverhältnissen auf den Straßen aufzeigen, das es dazu durchaus Alternativen gibt. Die Obere Lahntalbahn wäre dafür grundsätzlich bestens geeignet, doch ist das derzeitige Fahrtenangebot dazu nicht ausreichend. Dabei hatte sich gezeigt, das der auch sonst nicht besonders attraktive Linienbusverkehr nicht die Verkehrsleistungen aufrecht erhalten konnte. Dort hatte es an mid. 4 Tagen im Dez. 2010 für Stunden Totalausfälle von gesamten Linien gegeben. Die Bahn war aber trotz Verspätungen und einzelnen Ausfällen in der Lage das Verkehrsangebot aufrecht erhalten zu können . Hierbei zeigte sich, das besonders in den Abendstunden durch fehlen eines Zugangebotes Mo-Fr nach 20 Uhr und Sa/So schon nach 18:30 Uhr die Gemeinden im obern Lahntal nicht mehr von Marburg aus erreicht werden können. Der Arbeitskreis und die AFS schlagen daher in einem 1.Schritt vor, einen in den frühen Vormittagsstunden weniger genutzten Zug auf die Abendstunden zu verlegen um so dort bis 20:30 ein stündliches Angebot zu erreichen. Darüber hinaus könnten die zur Zeit verkehrenden Bus Parallel – Angebote auf der Relation Marburg nach Bad Laasphe entfallen, da diese nur ganz wenig auf der Gesamtstrecke genutzt werden und besser die Finanzmittel  in ein attraktiveres Bahnangebot an allen Tagen bis ca. 22:00 eingesetzt werden sollten . In einem 2. Schritt sollte nach Ansicht von Arbeitskreis und AFS ermittelt werden, wie die benötigten  Verkehrsbeziehungen in den einzelnen Gemeinden aussehen, um dort dann ein optimiertes Zubringer Bus System einzurichten.

Gute Perspektiven für den Schienengüterverkehr in Wittgenstein

Der Arbeitskreis Schienenverkehr Südwestfalen begrüßt, dass der Zweckverband Region Wittgenstein sich weiterhin um die Realisierung eines Gleisanschlusses im Industriepark in Schameder bemüht und dafür entsprechende Flächen bereithält. Da die Zeit des billigen, im Überfluss verfügbaren Öls absehbar zu Ende geht ist es erforderlich, die Effizienz des energieintensiven Gütertransports deutlich zu erhöhen. Hierzu kann der Schienengüterverkehr einen wesentlichen Beitrag leisten. Durch die Öffnung des Schienenetzes für private Unternehmen und die Verfügbarkeit kostengünstiger, dezentraler Umschlagtechniken haben sich die Voraussetzungen für die Etablierung wirtschaftlicher Schienentransporte auch in der Fläche deutlich verbessert. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Schiene auch für die in Schameder ansässigen potentiellen Gleisanschlussnutzer als wirtschaftlichere Transportalternative erweisen wird. Dies gilt sinngemäß auch für andere in Wittgenstein ansässige Industriebetriebe. Der Arbeitskreis regt daher an, in Schameder nicht nur einen Gleisanschluss, sondern perspektivisch einen zentralen Umschlagpunkt Schiene/Straße für die gesamte Region Wittgenstein einzurichten. Dies setzt aber voraus, dass ausreichend dimensionierte Flächen auch in Zukunft verfügbar bleiben. Da in Südwestfalen außerhalb der bestehenden Industriegleisanschlüsse nur noch wenige Bahnhöfe für den Frachtumschlag zur Verfügung stehen, würde ein leistungsfähiger Güterbahnhof den Industriestandort Wittgenstein nachhaltig stärken und insoweit einen wichtigen Beitrag zur Zukunftssicherung leisten.