Mit Befremden verfolgt der Arbeitskreis Schienenverkehr Südwestfalen die aktuelle Diskussion zur Zukunft der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd AG. Diese wird dominiert von Vorschlägen, das kreiseigene Unternehmen angesichts der aufgelaufenen Defizite so schnell wie möglich zu verkaufen, um bloß nicht einen Euro an Zuschüssen aufbringen zu müssen. Dabei leisten die VWS einen wichtigen Beitrag zur verkehrlichen Erschließung auch der ländlich strukturierten Gebiete in Südwestfalen und ersparen so mancher Familie den teuren Zweitwagen bzw. ermöglichen autolosen Bürgern überhaupt erst eine gewisse Mobilität. Die beachtliche Beförderungsleistung des Unternehmens von rd. 40 Mio. Fahrgästen im Jahr trägt erheblich zur Entlastung der Straßen bei. Insoweit greift die Fixierung auf rein finanzielle Aspekte eindeutig zu kurz. Der Arbeitskreis weist darauf hin, dass der Kreis Siegen-Wittgenstein seit vielen Jahren die laufenden Verluste des Siegerland-Flughafens, trägt. Dabei handelt es sich jährlich immerhin um sechsstellige Beträge. „Hier muss angesichts des geringen Nutzens für die breite Bevölkerung stets die„strukturelle Bedeutung des Flughafens für den Großraum Siegen“ als Rechtfertigungsgrund bemüht werden“, so Otto Wunderlich, Vorsitzender des Arbeitskreises. Auch in den Straßenbau würden erhebliche Mittel investiert. Der Arbeitskreis fordert die Kreistage Siegen-Wittgenstein und Olpe auf, hier nicht mit unterschiedlichen Maßstäben zu messen sondern die anstehende Sanierung der VWS finanziell zu flankieren. Die Belegschaft ist zu finanziellen Zugeständnissen bereit – nun ist die Politik gefordert, ihren Beitrag zu leisten.
Archiv für den Monat: Januar 2004
Schwarze Zahlen ab 2004 ? Gute Perspektiven für die VWS
So lässt sich mit wenigen Worten der Vortrag zusammenfassen, den der Vorstand der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd AG, Herr Dr. Heinz Schaldach, kürzlich beim Arbeitskreis Schienenverkehr Südwestfalen hielt. Schaldach erläuterte, dass die VWS ein grundsolides Unternehmen seien, das insbesondere durch die deutlich gestiegenen Kraftstoffkosten und verminderte Ausgleichzahlungen des Landes für den Schülerverkehr in eine finanzielle Schieflage geraten sei. Notwendig sei es, mittelfristig wettbewerbsfähige Kostenstrukturen zu schaffen. Hierzu sei es unerlässlich, die Produktivität schrittweise dem Niveau der privatwirtschaftlichen Konkurrenzunternehmen anzugleichen sowie die derzeit durch kostengünstige Auftragsunternehmer erbrachten Leistungen im bisherigen Umfang beizubehalten. Sofern jetzt die Weichen richtig gestellt würden, sei es möglich ab 2004 jahresbezogen wieder ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen. Abgerundet wurde der Vortrag durch eine Vielzahl interessanter Daten: Demnach hatte der Kreis Siegen-Wittgenstein in der Vergangenheit keinen Defizitausgleich für denÖPNV zu zahlen, was landesweit einen absoluten Sonderfall darstellt. Gemessen an den jährlichen Ausgleichszahlungen von rd. 27 € pro Einwohner, die etwa die Kreise Mettmann und Recklinghausen aufbringen müssen, hätte der Kreis Siegen-Wittgenstein rd. 7,5 Mio. € pro Jahr zu zahlen. Somit haben die VWS in der Vergangenheit einen beachtlichen Beitrag zur Entlastung des Kreishaushalts geleistet.
Bessere Leistungen der Kreisbahn auch auf der Johannlandbahn anbieten ? Bahntrasse erhalten
Der Arbeitskreis Schienenverkehr Südwestfalen begrüßt die Absicht der Siegener Kreisbahn (SKB), mit verschiedenen Netzwerken privater Eisenbahngesellschaften zusammenzuarbeiten. Durch die überregionale Kooperation mit anderen nichtbundeseigenen Bahnunternehmen eröffnet sich die Möglichkeit, der heimischen Wirtschaft attraktive Leistungen für Schienentransporte anzubieten. Die dynamische Entwicklung von Unternehmen wie Häfen und Güterverkehr Köln (HGK), Connex oder der Dürener Kreisbahn zeigt, dass es möglich ist in nennenswertem Umfang Fracht für die Schiene zu gewinnen, die mangels akzeptabler Angebote der Deutschen Bahn AG bisher per LKW transportiert wurde. Insofern ist die SKB hier auf einem guten Weg. Um so bedauerlicher ist aber die beabsichtigte Einstellung des Güterverkehrs auf der kreisbahneigenen Strecke Dreis-Tiefenbach – Werthenbach. Hierdurch wird den vorhandenen und potentiellen Bahnkunden im Raum Netphen die Möglichkeit genommen, die neuen Angebote der Kreisbahn für wirtschaftliche und umweltfreundliche Transporte zu nutzen. Mit Recht kann die SKB als ein Instrument der Wirtschaftsförderung gesehen werden. Hierzu gehört allerdings auch die Vorhaltung einer Schieneninfrastruktur. Dass diese sich im Falle der Johannlandbahn momentan nicht rechnet, sollte eigentlich kein Problem darstellen, schließlich werden die zahlreichen schwach genutzten Straßen im Kreisgebiet und der chronisch defizitäre Siegerlandflughafen auch nicht stillgelegt, wenn Investitionen anstehen. Vorsitzender Otto Wunderlich: “Hier wird zum Nachteil der Schiene mit zweierlei Maß gemessen.“ Attraktive Angebote privater Güterbahnen lassen bei einer zunehmenden Kostenbelastung des LKW-Verkehrs eine steigende Nachfrage der Wirtschaft nach Schienentransporten erwarten. Da außerdem die Argumente für eine Reaktivierung des Schienenpersonennahverkehrs nach wie vor stichhaltig sind, dürfte die Johannlandbahn in Zukunft noch gebraucht werden. Der Arbeitskreis fordert daher, die gesamte Strecke in jedem Fall vollständig zu erhalten, gerade auch im Zuge des Baus der Ortsumgehung Netphen.